Das Eidechsenkind des gleichnamigen Romans von Vincenzo Todisco ist eines jener Kinder, die sich im «Gastland», der Schweiz der 1960er und 1970er Jahre, verstecken mussten, weil es wegen des Saisonnier-Status der Eltern eigentlich nicht da sein darf. In seiner Lesung vom 9. Februar, online, und in Zusammenarbeit mit der deutschsprachigen reformierten Kirchgemeinde gesendet, ist Vincenzo Todisco auf biographische, geschichtliche und dichterische Hintergründe eingegangen.
Um die Lesung für all jene, die aus welchen Gründen auch immer nicht dabei sein konnten oder sie nachbereiten möchten, zu vergegenwärtigen, hat uns der Autor liebenswürdigerweise die die Lesung tragende Powerpoint-Präsentation zur Verfügung gestellt.
https://sgea.ch/wp-content/uploads/2020/09/Lesung_Todisco-1.pdf
Sein erstes auf Deutsch geschriebenes (und mittlerweile vom Autor selbst wieder ins Italienische übertragene) Buch fasst das Schicksal dieses ‘verbotenen Kindes’, welches unter der Kredenz und in der «stanza in fondo» lebt, in dem Bild der «Eidechse», einer Akrobatin des Verschwindens und Versteckens. Ergreifend wird das Schicksal des Kindes, aber werden auch die Fragen, Sehnsüchte und Ängste der Umwelt, der Eltern, geschildert, dies jedoch immer aus der Perspektive des Kindes.
Das Buch ist nicht eigentlich autobiographisch, da Vincenzo Todisco als Kind italienischer Einwanderer in der Schweiz – in Graubünden – aufwuchs, zur Schule ging, leicht alle drei Bündner Sprachen lernte. Es beruht dagegen auf umfangreicher, empathischer Dokumentation des Autors zu diesem beklemmenden Thema. Bücher wie «Il lungo adieu», «Der lange Abschied», gehören zu den Quellen des Romans, der selbst wieder – durch seine poetische Fassung – dem Thema die nötige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit besorgt hat (etwa im «Beobachter», 2019).
Nach dem persönlichen Treffen wäre diese Lesung sicher mit dem Signieren der ausgelegten Bücher zu Ende gegangen, hier kann nur die Empfehlung zur Lektüre / Anschaffung dieses – bei traurigem Grundton – schönen Buches ausgesprochen werden; mehrere Schweizer Internetbuchhandlungen präsentieren es ansprechend!