Société Genevoise d’Études Allemandes

Ueli Zahnd (IHR, Universität Genf), Post tenebras lux – die Reformation und ihr Mittelalter

Foto (c): privat.

Dass die Reformation eine entscheidende Wegmarke beim Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit darstellte, ist unbestreitbar. Die gängige Vorstellung jedoch, dass mit der Reformation das Mittelalter abrupt geendet habe und eine völlig neue Epoche einsetzte, gilt es zu vielfach differenzieren.

Ueli Zahnd, der seit 2019 am Genfer Institut d’histoire de la Réformation als Ordinarius den Lehrstuhl für die traditions intellectuelles du protestantisme innehat, richtet den Fokus seiner Lehr- und Forschungstätigkeit zur Reformation mit Vorliebe auf das komplizierte Geflecht von Umbrüchen bei gleichzeitigem Weiterleben alter Vorstellungen und Traditionen. Er überprüft in seinem laufenden Nationalfondsprojekt A Disregarded Past auch das Bild, welches die Reformatoren selbst von der mittelalterlichen scholastischen Theologie zeichnen, von welcher sie sich in scharfer Abgrenzung zu distanzieren glauben. Entgegen der Rhetorik lebt in Wirklichkeit in der reformatorischen Theologie ‚mittelalterliches‘ Denken durchaus weiter und ist auch die scholastische Tradition keineswegs von der Bildfläche verschwunden.

Ueli Zahnd (*1979 Bern) wurde nach seinem Studium der Theologie und der Philosophie an den Universitäten Bern, Paris und Genf in Freiburg i, Br. promoviert und lehrte vor seiner Berufung nach Genf als Assistenzprofessor für Geschichte der mittelalterlichen Philosophie (2014-2017) bzw. als Professor für Kirchen- und Theologiegeschichte (2017-2019) an der Universität Basel.

In Zusammenarbeit mit dem Département de langue et de littérature allemandes, Université de Genève.