Foto: Falko Schubring
Geboren im siebenbürgischen Hermannstadt (rumänisch: Sibiu) und aufgewachsen im banatischen Kronstadt (Braşov) blieb sich die achtjähig nach Deutschland exilierte Iris Wolff der doppelten Prägung aus alter und neuer Heimat stets bewusst. Beständig lebendig werden in ihrem Erzählen die überkommene Kultur der Deutschen in Rumänien, die reichen altösterreichischen Traditionen und Sprachfärbungen aus der Donaumonarchie, die Wirrungen und Verwerfungen der jüngeren Geschichte und die Schwierigkeiten, in dem zunächst fremd empfundenen Land heimisch zu werden, aus dem die Vorfahren einst nach Osten gezogen waren und das nun den dort Verdrängten eine kühle Zuflucht bot. Alle ihre Bücher sind im Otto-Müller-Verlag, Salzburg, erschienen. Sie entfalten Facetten dieser Thematik, faszinieren durch präzise Beobachtung, eindringlich-unkomplizierte Darbietung in selten gewordener Sprachkultur, psychologische Finesse und bei aller Präzision betörende Sinnlichkeit. Der frühe Roman Halber Stein (2012) verarbeitet die Wehmut eines Jungmädchenbesuchs in der als untergehend begriffenen Welt der Kindheit. Leuchtende Schatten (2015) stellt sich den Verfehlungen und der daraus resultierenden Geschichtstragik in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. So tun, als ob es regnet (2017) entwirft in nur scheinbar unabhängigen, in Motivik und Personenwiederkehr eng verbundenen Generationsschritten höchst subtil Lebensbilder aus der rumäniendeutschen Geschichte.
Iris Wolff hat in Marburg Germanistik, Religionswissenschaft und Kunst studiert, langjährig am Deutschen Literaturarchiv Marbach gewirkt und war Kulturbeauftragte in Freiburg (Brg.), ehe sie den Schritt zur freien Schriftstellerin wagte. Die lange Serie der ihr bereits zugesprochenen Auszeichnungen wird heuer durch ein Landesstipendium und den renommierten Marie-Luise-Fleißer-Preis vermehrt. Gern und mit reflektierter Bravour stellt sich Iris Wolff den Fragen des Publikums.
In Zusammenarbeit mit der Evangelisch-lutherischen Kirche Genf und der Österreich-Gesellschaft Genf (ÖGG).