Société Genevoise d’Études Allemandes

Ulrike Bergmann (Fürth): Die Courasche

Die „Ausführliche und wundersame Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche“ ist ein buntes, ungeschöntes Bild der Lebenswirklichkeit der „kleinen“ Leute, der Fahrenden, der Unbehausten, wie Hans Jacob Christoph von Grimmelshausen sie um 1670 zu Papier gebracht hat. Noch dazu mit einer Frau als Protagonistin, die sich um einen reputierlichen Lebenswandel nie viel geschert hat, nie viel scheren konnte, die als alternde Frau all ihre Erlebnisse aus der Retrospektive Revue passieren lässt: Aufgewachsen unter Landsknechten und Offizieren als einzige Frau, später Marketenderin, allein unter Hunderten von Soldaten, x-mal verheiratet, dann Königin der Zigeuner und aller Männer und Frauen, die ausgestoßen und heruntergekommen in den Wäldern lebten.
Einzelne Episoden dieser atemberaubenden Lebensgeschichte, die Ulrike Bergmann bei diesem literarisch-musikalischen Programm widergibt, werden ergänzt durch Lieder der Zeit: durch Lieder vom Krieg, von der Liebe, der Trauer, von großen und kleinen Listen, die allesamt auf ihre Weise wie durch kleine Fenster Einblicke in den Alltag der Menschen geben und deren Leben widerspiegeln.

Ulrike Bergmann lebt und arbeitet in Mittelfranken als Musikerin und Sängerin. Sie beschäftigt sich seit 1986 mit historischer Musik in verschiedenen Kooperationen sowie als Solistin, wobei es ihr Anliegen ist, Alte Musik – auch historische Volksmusik – entsprechend den Erkenntnissen der historischen Aufführungspraxis zu neuem Leben zu erwecken. Ein halbes Dutzend CD’s, vor allem aber ihr breit gefächertes Angebot an Konzerten und literarisch-musikalischen Programmen, die sie im In- und Ausland bekannt gemacht hat, zeugen von diesem Bemühen.