Société Genevoise d’Études Allemandes

Marie-Luisa Frick (Innsbruck): «Zivilisiert streiten? Debattenkultur in der Demokratie»

Bild (c): Daniel Müller.

Für die “aufgeregten Zeiten”, in denen wir leben, empfiehlt die Innsbrucker Philosophin Marie-Luisa Frick in ihrer Schrift Zivilisiert streiten (2016) eine “Ethik der Gegnerschaft”, die den Anderen und seine Positionen nie als “Feind” auffasst und verunglimpft, sondern ‘Streit’ und ‘Widerspruch’ als konstitutiv für Politik begreift. Diese Position impliziert aber auch die Zurückweisung eines Zwanges zum Konsens im Sinne einer vermeintlichen Übereinstimmung der Vernünftigen mit der Vernunft. Wie vor diesem Hintergrund Politik philosophisch begründet werden kann und wie wir mit den Rechten von Minderheiten, der demokratischen Entscheidungsfindung und der geübten Toleranz tatsächlich umgehen können, werden die zentralen Fragen des Abends sein. Erkennbar schliessen diese an die Philosophie des 18. Jahrhunderts an; Marie-Luisa Fricks Band Mutig denken – Aufklärung als offener Prozess (2020) formuliert immer wieder explizit – und mit Echos auf Immanuel Kant – Fragen des 18. für das 21. Jahrhundert neu.

So wendet sich unsere vorrangig literarisch interessierte Société mit diesem Abend in der Woche des 300. Geburtstags von Immanuel Kant ausdrücklich der Philosophie zu, um nach Art der Aufklärer über dringende Fragen öffentlich zu sprechen.

In einer Zugabe wird Jacques Berchtold, Direktor der Fondation Bodmer, gegen Ende des Abends als kleine Hommage an den Philosophen aus Königsberg die in Cologny aufbewahrten Kant-Schätze präsentieren, bevor Christiane Zaunmair (stellvertretende Leiterin des österreichischen Kulturforums Bern) zu einem Weinumtrunk einlädt, wo anlässlich der Veranstaltung auch das Frauenförderprogramm «Calliope.Join the Dots» der Kultursektion des österreichischen Außenministeriums vorgestellt wird, welches herausragende österreichische Persönlichkeiten wie Frau Frick auszeichnet

Zur biographischen Seite und zum Selbstverständnis der Philosophin als öffentlicher Intellektuellen:

https://www.calliope.at/marie-luisa-frick

In Zusammenarbeit mit der Österreich-Gesellschaft Genf, der Fondation Bodmer (Cologny) und mit der Maison Rousseau et Littérature. Mit grosszügiger Unterstützung des österreichischen Kulturforums Bern und der Initiative Calliope – join the dots.