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Mit seinen beiden ersten Romanen «Grünsee» (1978) und «Brachland» (1980), die um eine grossbürgerliche Familie kreisen, kam der 1949 in Basel geborene linke Journalist und Kriegsdienstverweigerer Christoph Geiser rasch zu einem breiten literarischen Ansehen. Im Reise- und Liebesroman «Wüstenfahrt» (1984) wagte es der Autor, seine Homosexualität nicht mehr bloss in Anspielungen zu thematisieren, was nicht nur für ihn selber, sondern auch für viele Leser befreiend wirkt. Mit dem Roman «Das geheime Fieber» (1987), entstanden vor dem Hintergrund des Umsichgreifens von Aids, begann der Autor, Autobiographisches kunstvoll und anspielungsreich mit historischen Stoffen zu verweben. Caravaggio, später de Sade, Goethe, Piranesi, Menzel werden Spiegel- und Kontrastfiguren des eigenen Lebens und Schaffens. Bis zu den Büchern «Über Wasser» (2003) und «Wenn der Mann im Mond erwacht» (2008) nimmt der sprachspielerische Zug und des Mäandrierens der selbstreflexiven Texte immer stärker zu, bevor die Familienthematik in «Eine schöne Bescherung» (2013) wieder in den Vordergrund rückt.
Christoph Geiser, 2018 mit dem Grossen Literaturpreis von Stadt und Kanton Bern ausgezeichnet, ist mit seiner hohen Erzählkunst, seinem schonungslosen aber auch höchst nuancierten Anschreiben gegen Tabus und Verlogenheit eine Ausnahmeerscheinung. Dass seine Bücher nun in einer mit fundierten Nachwörtern versehenen Werkausgabe wieder gegenwärtig gemacht werden, ist auch das Verdienst der Herausgeber Julian Reidy und Moritz Wagner, die beide am Deutsch-Département der Universität Genf lehrten.
In Zusammenarbeit mit der reformierten Gemeinde Genf.